Bis zum letzten Jahr hatten wir einen geschlossenen Wintergarten, der im Winter zu kalt und im Sommer viel zu heiß war – kein Wunder bei sechs Metern verglaster Südseite. Tage-, ja, wochenlang haben wir getan und gemacht und dann war er endlich da: unser Balkon. Mit Sitzecke und Grill, Blumenkästen, Kübeln, einem Pflanzsack und ein paar weiteren Töpfen für „diverses Grünzeug“. Als Kind vom Land war ich auch sofort total glücklich mit meinem kleinen Garten und erinnerte mich mit Begeisterung daran, wie meine Oma mir immer ein Kopftuch umgebunden und eine kleine Gießkanne in die Hand gedrückt hat und wir dann den ganzen Tag im Garten waren. Danach konnte man meine roten Latzhosen üblicherweise in die Ecke stellen und ich war vermutlich streichfähig, aber ich vermute, das war auch Omas Plan.

Ich kaufte also Samentüten, fuhr zum Gartenmarkt und auch zur Pflanzen-Messe und schrieb wilde Pläne für etwaige Hochbeete und Kompostkisten in ein eigens angeschafftes Büchlein. In der Küche und so ziemlich jeder Fensterbank standen Töpfe und Eierkartons mit Samen zum Vorziehen herum und die Katzen waren gelegentlich etwas missmutig, ihren schönen Sonnenplatz mit den jungen Trieben teilen zu müssen. Aber: ich war glücklich.

Alles fing im Frühling dann auch ganz brav an zu grünen und zu blühen: Erdbeeren, Pfefferminze, Schnittlauch, Kartoffeln und Erdmandeln, dazu ein paar Karotten, zwei Sorten Paprika, Tomaten, Kapuzinerkresse, Radieschen, Bohnen, mehrere Sorten Chili und eine Avocado, die ich vorher ewig in der Küche hatte, bis aus dem braunen „Ei“ endlich etwas sprießen wollte. Und ein kleiner Feigenbaum.

Und dann schlug er zu, der gnadenlose Südseiten-Sommer. Als erstes habe ich die Tomaten für tot erklärt, kurz darauf folgten die Kartoffeln und Karotten in die ewigen Pflanzen-Gründe. Die Kapuzinerkresse hing depressiv aus den Töpfchen hernieder, das einzige, was wucherte, waren die Erdbeeren.

Die Ernte war auch nicht ganz das, was ich im Februar so eifrig geplant hatte. Ein paar einzelne Erdbeeren über den Sommer verteilt, zwei oder drei Radieschen, ein paar Mini-Paprika und ganze zwei Bohnenschoten. Immerhin waren ein paar Chilis was geworden und glichen die mangelnde Größe durch erhöhten Schärfegrad wieder aus. Der kleine Feigenbaum hatte immerhin ganze fünf Früchte, die allerdings nicht mehr reif wurden, ehe die ersten Nachtfröste kamen und das Bäumchen dann in den Keller übersiedeln musste. Ein deprimierendes Ergebnis.

Aber: wo ein Balkon ist, ist auch ein Weg. Vorhaben für 2014: robuste Südseiten-Pflanzen finden, ein geeignetes Bewässerungssystem bauen und hoffentlich endlich ernten und genießen.